Sanierung Schloss Glauchau
Nach umfangreichen Baumaßnahmen konnten am 20. Juni 2024 die sanierten Abschnitte von Schloss Forderglauchau freigegeben werden.
Der Schlösserkomplex ist eine geschichtliche und architektonische Besonderheit und eine der größten Anlagen im Freistaat Sachsen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Das Schloss Forderglauchau entstand ab etwa 1524 im Stil der Frührenaissance und wurde bis zum Ende des 18. Jahrhunderts zu einer Dreiflügelanlage erweitert. Die Stadt- und Kreisbibliothek „Georgius Agricola“, die Galerie „art gluchowe“ und die Musikschule des Landkreises Zwickau haben in Forderglauchau ihr Domizil. Der Konzertsaal und die Räume des Weißen Gewölbes werden für Veranstaltungen genutzt.
Zu Beginn der Freigabe wurden die anwesenden Gäste von der Gräflich Schönburgischen Schloßcompagnie im Hof des Schlosses Forderglauchau begrüßt. Der erste Vorsitzende des Vereins, Bernhard Schareck, brachte seine Freude über die fertiggestellte Sanierung zum Ausdruck und übergab anschließend das Wort an Oberbürgermeister Marcus Steinhart.
Der Oberbürgermeister ließ vor den Anwesenden noch einmal den Bauablauf der letzten Jahre Revue passieren. Im Jahr 2015 entschied sich der Glauchauer Stadtrat zu einem baulichen Maßnahmekonzept für den Schlösserkomplex Forder- und Hinterglauchau. Das Konzept diente der Vorbereitung der Fördermittelakquise. Anfang 2021 beschloss der Stadtrat dann die Vergabe von Planungsleistungen für fünf Teilprojekte der Sanierung des Schlosses Forderglauchau:
Davon konnten bis zum Juni 2024 zunächst drei Teilprojekte finanziert und realisiert werden:
Teilprojekt 1 - Sanierung der Stützwand im Innenhof des Schlosses Forderglauchau
Die Instandsetzung der Stützwand war aufgrund bereits deutlich sichtbarer Verformungen erforderlich. Auch eine statische Sicherung der Wand, der Einbau von Stahlankern und der Austausch von Steinen war notwendig. Die Stützwandflächen wurden neu verfugt, Mauerflächen gereinigt und die Abdeckungen instandgesetzt. Die Stützwand am Schlossvorplatz wurde analog saniert.
Teilprojekt 2 - grundhafter Ausbau des Schlosshofes Forderglauchau inklusive Medienerneuerung und Trockenlegung
Im Zuge der Sanierungsplanung für das Schloss Forderglauchau wurde der Innenhof inklusive der Durchfahrten und der Brücke über den ehemaligen Bärenzwinger bis zum Tor von Schloss Hinterglauchau erneuert.
Die Medienerneuerung umfasste alle unterirdischen Leitungen (außer Gas und Trinkwasser). Die bestehende Schmutzwasserleitung wurde als Trennsystem (Ab- und Regenwasserleitung) ausgeführt. Es wurden u. a. rund 900 Meter Erdkabel sowie Leerrohre (z. B. für Glasfaser) verlegt. Ferner erfolgte eine Trockenlegung der Sockelbereiche. Dabei wurden die hofseitigen Fassaden abgedichtet, das Mauerwerk im ehemaligen Bärenzwinger trocken gestrahlt, vorhandene Löcher geschlossen und Fugen bearbeitet.
Die Geländesituation im Innenhof wurde auf das historische Niveau zurückgeführt. Die Durchfahrt im Südflügel wurde abgesenkt und dadurch eine Brüstungshöhe von mindestens 85 cm im Bereich der Stützwände erreicht. Der Innenhof von Forderglauchau (Fläche rund 1060 m2) wurde vollständig mit einem Pflasterbelag befestigt. Der vorgefundene Flusskiesel konnte in einem sockelbegleitenden Streifen auf einer Fläche von rund 110 m2 wiederverwendet werden und stellt nun einen gestalterischen Bezug zum Hof des Schlosses Hinterglauchau her. Mit einer besonderen Bearbeitung der Pflasteroberfläche oder der Auswahl verschiedener Steinfarbigkeit wurde im Zentrum des Schlosshofes eine Fläche dezent betont. Sämtliche Arbeiten wurden in Abstimmung mit der Denkmalbehörde durchgeführt.
Teilprojekt 3 - Sanierung der Innenfassade von Schloss Forderglauchau
Die Strukturelemente der Fassade (zumeist aus Naturstein) waren teilweise stark beschädigt und mussten ersetzt werden. Oft war auch eine oberflächliche Überarbeitung an den Stuckelementen erforderlich. Insgesamt 47 Holzfenster wurden je nach Zustand und konservatorischen Anforderungen überarbeitet, 110 Fenster wurden ausgetauscht. Von den Türen sind sechs neu eingebaut und zehn überarbeitet worden. Dazu wurden zwei Tore neu eingebaut und zwei weitere Tore erhielten eine Überarbeitung.
Der historische Eingang zum ehemaligen Marstall wurde mit einer neuen Tür nachgebildet. Die Beleuchtung (Kandelaber) auf der Innenhofseite wurde aufgearbeitet, fehlende Leuchten ergänzt und an den aktuellen Stand der Technik angepasst. Anschließend wurden die Fassadenflächen entsprechend den Richtlinien der Denkmalpflege farbig gestrichen. Im Bereich der Durchfahrt wurde ein weiteres Originalfragment des historischen Putzes freigelegt.