Herzlich willkommen! Hoch über der Zwickauer Mulde siedelten sich einst die Herren von Schönburg an und errichteten hier ihre Burg. Von der einstigen Burg ist nur noch wenig erhalten. Dafür erzählt der Schlösserkomplex heute die wechselvolle Geschichte der über 800 Jahre alten Schlossanlage und ihrer Bewohner.
Ein Geheimtipp für Kulturfreunde, für Kunst- und Geschichtsinteressierte, für Erholungsuchende und Wissbegierige, für Groß und Klein.
Unsere Einrichtung wird vom Kulturraum Vogtland-Zwickau gefördert.
Die Burg Glauchau, Vorgängerbau der späteren Schlossanlage, wurde um 1180 von den Herren von Schönburg auf einem Vorsprung über dem Tal der Zwickauer Mulde errichtet. Die Herren von Schönburg zählen zu einem der ältesten sächsischen Adelsgeschlechter und verfügten seit dem 12. Jahrhundert über reichsunmittelbare Besitzungen, das heißt sie unterstanden allein dem Kaiser, übten eine eigene Landesherrschaft aus und gehörten damit zum Hochadel. Die Burg bildete das Zentrum ihrer neuen Herrschaft Glauchau.
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts erfolgte der Umbau der Burg zu einem spätgotischen Wohnschloss mit Vorhangbogenfenstern, Festsaal und Schlosskapelle. Andere heute noch im architektonischen Erscheinungsbild zu entdeckende Elemente, wie die volutengezierten Stufengiebel oder der schöne Erker, entstanden erst während der Renaissance. In dieser Zeit wurde, in unmittelbarer Nähe, nur durch einen Graben von Hinterglauchau getrennt, das Schloss Forderglauchau neu erbaut. Es war ursprünglich als Erweiterungsbau geplant, diente aber nach der Erbteilung der Herrschaft Glauchau am 2. Dezember 1681 in die Teilherrschaften Forder- und Hinterglauchau, der Linie Schönburg-Forderglauchau als Residenz. Vor allem im 19. Jahrhundert erfolgten umfangreiche Bau- und Modernisierungsarbeiten am hinteren Schloss.
Das Haus Schönburg, das die Region seit dem 12. Jahrhundert als Kulturlandschaft maßgebend geprägt hatte, verlor im Verlauf des 19. Jahrhunderts seine wirtschaftliche und politische Vormachtstellung, stellte aber noch bis 1945 den größten Grundbesitzer dar.
Heute befindet sich die gesamte Schlossanlage im Eigentum der Stadt Glauchau.
Das Museum im Schloss Hinterglauchau gehört zu den ältesten seiner Art in Sachsen. Es wurde bereits im Jahre 1884 auf Initiative des ortsansässigen Gewerbevereins gegründet. In den Folgejahren war die Sammlung an verschiedenene Orten untergebracht. Im Jahr 1908 schenkte der Gewerbeverein seine Sammlung der Stadt Glauchau, die die Bestände in die König-Friedrich-August-Schule (heute: Berufsschulzentrum Schillerpark) überführte.
In den 1920er Jahren wird auf Initiative des Bürgermeisters Dr. jur. Otto Schimmel die Möglichkeit einer kommunalen Museumsneugründung immer wieder diskutiert. Eine Lösung schien nahe, als der Chef des gräflichen Hauses Schönburg, Joachim Graf von Schönburg-Glauchau (1873-1943), entsprechende Räumlichkeiten im weitgehend leerstehenden Schloss Hinterglauchau offerierte. Nach langwierigen Verhandlungen wurde 1929 ein Vertrag unterzeichnet. Danach war vorgesehen, den sogenannten Rittersaal, angrenzende Räume und eine Erdgeschosswohnung für die Dauer von 40 Jahren zur Verfügung zu stellen.
Doch die Bemühungen stagnierten abermals. Erst nachdem sich die Stadt Glauchau, mit dem Familienverein der Grafen von Schönburg-Glauchau hinsichtlich eines Mietzinses geeinigt und letzterer dem Museum eine umfangreiche Leihgabe an Möbeln, Gemälden und sonstigen Objekten gewährt hatte, öffnete das Stadt- und Heimatmuseum im Rahmen der 700-Jahr-Feier der Stadt Glauchau am 27. Juni 1940 im hinteren Schloss seine Pforten.
In den Jahren 1943 bis 1956 wurde der bereits vorhandene Sammlungsbestand durch die umfangreiche Schenkung des Dresdner Mediziners und Kunstsammlers Prof. Dr. Paul Geipel (1860-1956) ergänzt und erweitert. Gegenwärtig umfasst die museale Sammlung ca. 70.000 Einzelexponate.
Das Museum erstreckt sich heute über den gesamten Gebäudekomplex des Schlosses Hinterglauchau.
Verkauft – Versteigert – Restituiert
Restitution von drei Kangxi-Vasen aus der Sammlung Ottmar Strauss, Köln
Das Glauchauer Museum beherbergt gegenwärtig eine aus nahezu 100.000 Einzelobjekten bestehende Sammlung. Darunter befindet sich auch die Kunstsammlung Prof. Dr. Paul Geipel (1869–1956). Der Dresdener Mediziner und Mäzen vermachte der Stadt Glauchau zwischen 1943 und 1956 mit mehr als 14.000 Objekten einen beachtlichen Teil seiner umfangreichen Sammlung.
Seit 2021 wird diese Schenkung gezielt nach Verdachtsfällen auf NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kunst- und Kulturgut untersucht, denn die Sammelleidenschaft Geipels erstreckte sich über sechs Jahrzehnte seines Lebens und damit auch über die Zeit der Herrschaft der Nationalsozialisten. In einem Forschungsprojekt, das vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördert wurde, erfolgte eine nähere Betrachtung der Provenienz von mehr als 300 Objekten, darunter Stücke aus Ostasien, Porzellane, Grafiken, Bücher, Möbel, historische Waffen und Bronzen.
In der Bilanz des Projektes befindet sich unter den untersuchten Artefakten ein konkreter Fall, der zweifelsfrei als NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kunst- und Kulturgut identifiziert werden konnte. Es handelt sich dabei um ein Ensemble bestehend aus drei asiatischen Porzellanvasen der Kangxi-Ära (1654–1722). Die Vasen gehörten seit 1721 zur Kunstsammlung August des Starken (1670–1733). In den Jahren 1919/1920 veräußerte die Staatliche Porzellansammlung in Dresden einen beachtlichen Teil ihrer Sammlung, darunter auch die oben genannten Kangxi-Vasen.
Im Jahr 1931 befand sich das Vasen-Ensemble nachweislich in der Sammlung des jüdischen Industriellen Ottmar Edwin Strauss (1878–1941) in Köln. Strauss veräußerte die Vasen vor dem Hintergrund seiner geplanten Flucht aus NS-Deutschland zur Begleichung der dafür erforderlichen Reichsfluchtsteuer. Die Vasen kamen beim Frankfurter Auktionshaus Hugo Helbing am 6. und 7. November 1934 zur Auktion. Ersteigert wurden sie von Prof. Dr. Paul Geipel, der sie später den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Glauchau schenkte.
Heute, im Jahr 2024, nach Abschluss des Forschungsprojektes zur Provenienzrecherche in der Kunstsammlung Paul Geipel, werden die Vasen an die Vertretung der rechtmäßigen Erben von Ottmar Strauss restituiert.
Museum Glauchau restituiert Vasen-Ensemble I DZK.DE
Museum Glauchau: Rückgabe von chinesische Vasen an rechtmäßige Erben | MDR.DE
Nutzungspotenzial-Analyse Schloss Hinterglauchau 2022/2023
Das Museum und später auch die Kunstsammlung Paul Geipel sind bis heute im Schloss Hinterglauchau, dem hinteren Teil der Glauchauer Schlossanlage, verortet. Eigentümer der Immobilie ist die Stadt Glauchau. Der Gebäudekomplex Schloss Glauchau unterliegt als historisches Baudenkmal den Denkmalschutzbestimmungen. Gegenwärtig stehen das Museum und die Kunstsammlung als Nutzer des Schlosses Hinterglauchau an einem Wendepunkt, was eine inhaltlich-konzeptionelle Überarbeitung der Ausstellung, aber auch generell eine nutzungsspezifische Neubetrachtung der Immobilie und Bewertung der historischen Bausubstanz erforderlich macht.
Vor diesem Hintergrund, aber auch in Anbetracht der anstehenden baulichen Erneuerungen und der geänderten Ansprüche an die vorhandene Bausubstanz ist eine Potenzialanalyse als Basis aller weiteren baulichen wie konzeptionellen Vorhaben dringend notwendig. Dafür wird in einem ersten Schritt der vorhandene Bestand erfasst und darauf aufbauend die vorhandenen Nutzungen im Rahmen der Analyse geprüft und gegebenenfalls neu definiert werden.
Im ersten Teil des Projektes erfolgte im Jahr 2022 die Erfassung und Bewertung des vorhandenen Baubestandes Schloss Hinterglauchau durch das Dresdner Planungsbüro Heidelmann & Klingebiel vorgenommen. Basierend auf dem digitalen Aufmaß von 2020 wurden alle 196 Räume des Schlosses Hinterglauchau erfasst, dokumentiert und hinsichtlich ihrer denkmalpflegerischen Wertigkeit kategorisiert.
Der zweite der Nutzungspotenzialanalyse widmet sich der Neudefinition des Soll-Zustandes, mit dem Ziel einer Entflechtung, Zusammenfassung und Neustrukturierung der unterschiedlichen Nutzungsbereiche im Schloss Hinterglauchau. Die einzelnen Nutzungen gleichen Inhaltes sollen möglichst an einem Ort konzentriert und damit zu Nutzungseinheiten zusammengefasst werden. Bei den Betrachtungen werden sowohl historische, denkmalpflegerische, restauratorische, bauliche als auch organisatorische Belange berücksichtigt.
Die angestrebte Potenzialanalyse ist richtungsweisend für die bedarfsgerechte Umgestaltung und Nutzung des Schlosses Hinterglauchau und damit Grundlage aller künftigen konzeptionellen Planungen.
Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.
Provenienzforschung Kunstsammlung Prof. Dr. Paul Geipel (1869-1956)
Der Dresdener Mediziner und Kunstsammler Prof. Dr. Paul Geipel (1869-1956) hat seine umfangreiche Sammlung zwischen 1900 und 1955 aufgebaut. In den Jahren von 1943 bis 1957 gelangten mehrere Schenkungen von ihm in den Bestand des Glauchauer Museums. Darunter finden sich 160 Gemälde, 6.500 graphische Blätter, 400 Skulpturen und Plastiken (inkl. Medaillen und Plaketten), 90 kunsthandwerkliche Arbeiten, 3.500 Mineralien, 500 Glasplattennegative und 2.500 Positive sowie eine Gelehrtenbibliothek mit etwa 20 bibliophilen Bänden des 15. bis 18. Jahrhunderts. Diese Objekte resultieren aus der ca. 50-jährigen Sammeltätigkeit Geipels und bilden heute das Herzstück der Kunstsammlung im Schloss Glauchau. Es ist erwiesen, dass er zwischen 1933 und 1945 Stücke im Kunsthandel erworben hat. Diese Erwerbungen werden im Rahmen der Provenienzforschung untersucht, um Klarheit darüber zu erlangen, ob möglicherweise ein jüdischer Vorbesitz bzw. ein NS-verfolgungsbedingter Entzug und damit ein Verdacht auf Raubkunst vorliegt. Dies trifft ebenso für die Werke zu, die Geipel nach Kriegsende von Sammlern erworben hat, die ihrerseits zwischen 1933 und 1945 Erwerbungen getätigt haben. Teile seiner Sammlung gab Paul Geipel auch an das Museum der bildenden Künste in Leipzig, das seinen Geipel-Bestand bereits aufgearbeitet und Werke an jüdische Familien restituiert hat.
Die Kunstsammlung Paul Geipel umfasst heute im Glauchauer Museum ca. 10.000 Objekte. Im Mittelpunkt der Provenienzforschung stehen zunächst 145 Objekt aus der Gemälde- und Graphiksammlung, die Geipel in dem für das Projekt relevanten Zeitraum ab 1933 erworben hat.
Einer Projektverlängerung bis zum Ende des Jahres 2023 hat der wissenschaftliche Beirat des Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste zugestimmt. Im Rahmen der Verlängerung werden ca. 90 kunsthandwerkliche Objekte eine nähere Betrachtung hinsichtlich ihres Erwerbungskontextes und Erwerbungszeitraums ab 1933 erfahren.
Über eine Projektförderung beim Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste in Magdeburg ist es gelungen, die Finanzierung des Forschungsprojektes zur Provenienzrecherche zu sichern. Das Projekt in Glauchau ist damit eines von 25 bundesweiten Forschungsprojekten, die ab 2021 vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste finanziell unterstützt werden. Der Vorstand des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste hat auf Empfehlung seines Förderbeirates „NS-Raubgut“ in der zweiten Antragsrunde 2020 rund 1,97 Millionen Euro für Provenienzforschung an Museen, Bibliotheken und wissenschaftlichen Einrichtungen bewilligt.
https://www.kulturgutverluste.de
Erfassung und Digitalisierung des Möbelbestandes
Das Museum und die Kunstsammlung haben 2023, analog zu dem bereits erfolgten Projekt in 2022, einen weiteren Teil der Möbelsammlung einer konservatorisch-restauratorischen Prüfung, Erfassung und Reinigung unterzogen. Es handelt sich bei dem im Möbeldepot I, im Raum EG.10 untergebrachten Bestand, um 105 Einzelobjekte, zu einem Großteil Sitzmöbel, aber auch Tische und Behältnismöbel. Die Möbel befanden sich in einem sehr divergierenden konservatorischen, teilweise kontaminierten Zustand.
Der Raum EG.10 beherbergte von 1980 bis 1993 die so genannte Holzrestaurierung, eine Restaurierungswerkstatt für Möbel und Holzobjekte. Im Anschluss nutzte man ab 1994 den Raum zur Unterbringung eines Teiles der umfangreichen Möbelsammlung des Museums. Der Raum diente von etwa 1865 bis 1900 als Küche zur Verköstigung der gräflichen Herrschaft Schönburg-Hinterglauchau.
Nach entsprechend gestellten Anträgen wurde diese Maßnahme mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts. Ausreichende Institution der Förderung war die Sächsische Landesstelle für Museumswesen bei den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.
Aufgrund der zuvor nachgewiesenen Primär- und Sekundärbelastung der Möbel mit Bioziden wurde das Restaurierungsatelier Blankenhain mit dem Projekt beauftragt. Alle Arbeiten fanden unter Einhaltung der entsprechenden Sicherheits- und Arbeitsschutzbestimmungen statt. Im Zug der Erfassung wurde alle Möbelstücke bezüglich ihres Erhaltungszustandes begutachtet und bewertet. Es erfolgte eine Reinigung sowie die digitale und fotografische Dokumentation eines jeden Möbelstückes. Bei dem untersuchten Möbelbestand aus dem Möbeldepot I (EG.10) wurde zum Teil ein auffälliger, aktiver Anobienbefall und eine teilweise Biozidbelastung festgestellt.
Basierend auf der digitalen Erfassung der Möbelstücke erfolgte durch die neue Schnittstelle BeeCollectSync (Museumssoftware) eine Datenimport in die Sammlungsdatenbank des Glauchauer Museums.
Eine Auswahl der erfassten Objekte wird in die Online-Sammlung https://www.museum-digital.de/ übernommen.
Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.