Der Stausee, mit dessen Bau man 1936 begann, befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Naundorfer Wiesen, die ein Stück typische Muldenaue darstellten. Sie waren eingeschlossen von einem Fluss und einem Hang rechts im Muldental zwischen dem Schindmaaser Wehr und der Stadt Glauchau. Die Naundorfer Wiesen wurden so nach einem Dorf benannt, welches sich im 13. Jahrhundert in diesem Gelände befand. Doch die Bewohner zogen wahrscheinlich wegen der ungünstigen, den Überschwemmungen der Mulde ausgesetzten Lage zurück und siedelten sich später an einem anderen Ort an.
Die Naundorfer Wiesen waren eine sumpfige Wiesenaue, die von Gräben und Tümpeln durchsetzt war und in der man kleine Baumgruppen - überwiegend Erlen und Weiden - vorfand. Sie hatten einen sehr hohen Grundwasserspiegel und wurden alljährlich überschwemmt. Der Boden war stark ausgelaugt und versauerte immer mehr. Begünstigt wurde dies durch die zunehmenden chemischen Verunreinigungen des Muldenwassers. Der Wiesenboden war arm an Nährstoffen. Für die Landwirtschaft hatten die Naundorfer Wiesen also keine große Bedeutung.
Im allgemeinen werden Speicherbecken angelegt, um während der Hochwasserperioden Flusswasser aufzunehmen und in Trockenzeiten wieder abzugeben, entweder zur Wasserstandshaltung im Flussbett oder zur direkten Verwertung als Industrie- und Trinkwasser sowie zur Energieerzeugung. Doch der Glauchauer Stausee wurde aus einem ganz anderen Grund errichtet. Jahrzehnte zuvor hatte die Industrie sich überall an den Ufern der Mulde festgesetzt. Die Industriebetriebe benutzten das Muldenwasser für die unterschiedlichsten Zwecke. Vor allem aber wurde jede Art von Abwässern in die Mulde geleitet und damit eine Verschmutzung erzielt, die sehr unliebsame Folgen hatte. Das Leben im Fluss kam fast zum Erliegen. Aber auch für die Glauchauer Textil- und Textilveredlungsindustrie wurde das Muldenwasser unbrauchbar. Doch gerade für die Färbereien war sauberes, reines Wasser in großen Mengen unentbehrlich. Zunächst wurde das Muldenwasser nur mechanisch mit Hilfe von Sandfiltern gereinigt. Mit zunehmender Verschmutzung der Mulde fasste man den Plan, die chemische und mechanische Aufbereitung noch besser zu organisieren und das Wasser zuvor durch ein Staubecken zu leiten, um somit eine mechanische und biologische Vorreinigung auf natürlichem Wege zu erzielen.
Am 31. Mai 1938 war der Stausee fertiggestellt und am 1. August des gleichen Jahres voll in Betrieb genommen. Der Eingriff in die Natur führte in diesem Fall zu einer Aufwertung der Landschaft. Die früher entstandenen sogenannten "Neuen Anlagen" wurden genutzt oder verändert, um einen reizvollen Spazierweg entlang des Sees unterhalb des Steilabfalls zu schaffen. Als dann 1951 von der Mühle in Schlunzig her in einer Rohrleitung Wasser des Mülsenbaches zugeführt wurde, verbesserte sich die Wasserqualität weiter. Das kam der sich entwickelnden Naturlandschaft, vor allem den Fischen und der Vogelwelt, zugute.
In den 1990er Jahren wurde der Stausee saniert und entschlämmt. Nach dem Ablassen des Wassers zeigte sich jedoch, dass auch der Damm nicht mehr sicher war und das Ablaufbauwerk nicht mehr funktionierte. Die Sanierung umfasste nunmehr noch die Rekonstruktion des Absperrdammes, den Neubau des Ablaufbauwerkes, die Gestaltung des Stausees, die Sicherung einsturzgefährdeter Grundmauern der Mühlengebäude im Mühlgraben Schlunzig und die Rekonstruktion des Werkgrabens. Im Herbst 1992 ließ man das Wasser ab und 1996 erfolgte der Wiederanstau.
Das Gelände zwischen der ehemaligen Bleiche am Muldenufer, der Wehrwiese, dem Steilhang unterhalb des Musikerviertel und dem Stausee ist im Laufe der Jahre zu einem beachtlichen Sportzentrum herangewachsen. Verschiedene Vereine sind hier angesiedelt - von Anglern, Seglern, Kanuten über Tennisspieler und Bogenschützen. Aber auch viele Jogger, Wanderer und Radfahrer trifft man am Stausee an. Das Naherholungsgebiet bietet Raum und Ruhe, um dem Alltag zu entfliehen und ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert.